Porsche 356 SC Outlaw
DTW-Langzeitprojekt mit einer Träne im Knopfloch: ein Outlaw zum Abschied.
Es war sein letzter automobiler Traum: Thomas, Freund und Kunde im Triebwerk, wünschte sich von uns einen 1964er Porsche 356 SC als professionell umgesetzten Outlaw. Wir nahmen uns der Herausforderung an, konstruierten, lieferten ab – und hätten uns gefreut, nach längerer Wegstrecke den regulären Ölwechsel-Service erledigen zu dürfen. Doch es kam ganz anders, mehr als drei gemeinsame Monate blieben Thomas nicht mit seinem neuesten Spielzeug im älteren Gewand. Nun steht seine (Sonder-)Automobil gewordene Hinterlassenschaft zum Verkauf. Wir müssen von vornherein einschränken: nicht an jedermann, gelebter Enthusiasmus und ein Gespür für Herzensangelegenheiten sind (nicht nur) uns wichtig bei diesem an sich mehr als spannenden Referenzprojekt.
Wir konnten es kaum fassen, als uns die Nachricht erreichte: Thomas hatte uns verlassen. Für immer. Dabei hatte unser Freund und Kunde drei Monate zuvor erst einen lupenreinen Outlaw von uns erhalten, so einen unangepassten Porsche 356 SC des Modelljahrgangs 1964. Das Projekt war eine Herausforderung für uns, mehr als drei Monate oder 2.000 Kilometer waren dem unter tragischen Umständen Verstorbenen damit aber nicht vergönnt. Das Basisfahrzeug: eine 95-PS-Ausführung mit dem Motorstand analog zum Porsche 912 und Scheibenbremsen. Leider war der Zustand des US-amerikanischen Re-Imports nicht der allerbeste. Beim Zerlegen der halbherzig erhaltenen Substanz zeigten sich Restaurierungssünden wie zum Beispiel Reparaturbleche in mehreren Lagen unter teils zentimeterdickem Karosseriespachtel. Der Witz dabei: Man sah es auf den ersten Blick nicht einmal! Die Auswirkung: Schweißarbeiten in einem erheblichen Umfang.
Doch damit nicht genug: Im Antriebsbereich musste effektiv Konstruktionsarbeit geleistet werden. Thomas verfolgte die Idee, einen drei Liter großen Typ-4-Motor mit 230 PS zu verwenden. Das wäre mit dem Serien-Getriebe unvereinbar gewesen, zumal wir aus dem Beschleunigungssport wussten, dass VW-Käfer-Getriebe Motorleistungen bis 500 PS und sogar noch mehr aushalten können. Im Typ 3 hatten wir das immer wieder unter Beweis gestellt. Für den Porsche 356 mussten wir natürlich erst eine Adaption schaffen und eine als Einzelstück gefertigte Anbindung in CNC-Technik fräsen. Ein geeignetes Schaltgestänge musste angepasst werden, die Synchronisation in Messing sorgte für präzisere Schaltmanöver ohne das altbekannte Suchen nach der richtigen Gangstufe. Da war insgesamt ein großer Aufwand geboten neben der Instandsetzung der Karosserie, die wir in vielen Details ein bisschen frecher gestalten durften.
Eigentlich war unsere Überlegung, die Sonderkonstruktion für das an den Porsche 356 adaptierte Käfer-Getriebe in einer Kleinserie zu fertigen. Den anfangs angedachten Typ-4-Motor legte Thomas wieder ad acta, er beauftragte uns statt dessen mit der Aufarbeitung und Leistungssteigerung des auf 1.940 ccm vergrößerten Matching-Numbers-Motors. Wir ließen eine spezielle Nockenwelle mit eigenem Profil schleifen, montierten Weber-Vergaser und bearbeiteten die Zylinderköpfe nach althergebrachter, eben handwerklicher Methode. Zum erweiterten Maßnahmenpaket gehörten neue, präzise Ventilführungen – 8 Millimeter Ventilschaft waren vereinbart worden – sowie Ventile mit 41 Millimetern Durchmesser an der Einlass- und 35 Millimeter aus der Auslassseite. Mit einem anderen Abgassystem als dem ausgewählten Mittenauspuff wären sicher 117 bis 120 PS erreichbar, an dieser Stelle müsste in Zukunft vielleicht noch einmal nachjustiert werden. Wichtig zu erwähnen sind der Frontölkühler, der Überrollbügel und die 356-Schalensitze.
Und nun war dieses wirklich sehenswerte Exempel automobiler Kreativität – damit meinen wir Thomas, der die Idee damals an uns herangetragen hat – herrenlos. Aufgrund unserer alten Verbundenheit sind wir beauftragt worden, einen Nachfolger für das Projekt 1964er Porsche 356 SC Outlaw zu suchen.
Mit Lance David Arnold, dem frei schaffenden VOX Automobil Moderator und Rennfahrer, den das Auto nicht mehr losgelassen hat nachdem er Ihn das erste Mal bei uns gesehen hat, haben wir einen ganz besonderen neuen Besitzer für dieses einmalige Liebhaberstück gefunden.