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    Fahrzeugtyp: 1989er 911 Carrera 2 Coupé (Typ 964), DTW-Backdate No 4

    Ich bin Nummer vier.

    I am number four.

    Der Vierte im Bunde: DTW Germany | Das Triebwerk bringt den Backdate-964er Nummer vier auf die Straße – und schiebt kurze Zeit später den fünften hinterher.

    M7S: Das ist der Farbcode, in dem sich der vierte Backdate-946er aus dem Triebwerk präsentiert. Eigentlich gehört das „Achatgrau“-metallic ja zur Macan-Baureihe, doch auch dem vorletzten Neunelfer mit Gebläse-Luftkühlung, noch dazu im vieles umfassenden Retro-Design, steht sie ausnehmend gut. Davon konnte sich natürlich auch der neue, stolze Eigentümer überzeugen. Der Kontakt ergab sich im April 2022 während der Techno Classica in der Essener Messe. Nur 14 Monate nach der Bestellung konnte er seinen Traumporsche entgegennehmen. Die Basis: ein 1989er Carrera 2, der seinerzeit ohne Airbags zur Auslieferung kam. Der Kunde wollte aber auf diesen Sicherheitsstandard nicht verzichten und wünschte sich eine entsprechende Nachrüstung – und das war nicht die einzige Herausforderung auf dem Weg zum Ziel, wie die technische Dokumentation des Großprojektes zeigt.

    Erstes Kapitel: Alles schon einmal dagewesen, zumindest im Triebwerk. Eine vollelektrische Servolenkung mag im 964er Neuland sein, nicht aber im Neunelfer generell.

    „Das hatten wir doch schon einmal!“ So oder so ähnlich muss es geheißen haben, als es um die Konzeption des vierten Backdate-964ers aus dem Triebwerk in Schwelm ging. Eine vollelektrische Servolenkung sollte der umfassende Neuaufbau auf der Grundlage eines 1989er Carrera 2 Coupés erhalten. Dabei fällt die gewohnte Hydraulik weg, die Ansteuerung erfolgt über das bewährte EMU-Black-Steuergerät. Gänzlich neu war diese Technologie aber nicht. In einem 911-G-Modell war die Adaption schon einmal mit Erfolg ausgeführt worden. Nun konnten die seinerzeit gewonnenen Erkenntnisse auch auf die technisch komplexere Modellreihe 964 übertragen werden. Außerdem galt es, das Armaturenbrett umzubauen. Hintergrund: Das Basisfahrzeug besaß noch keine Airbags, der Kunde wollte auf dieses Sicherheitsfeature aber nicht verzichten – es musste nachgerüstet werden. Insgesamt flossen sämtliche Learnings, sprich: Lernprozesse, aus den drei bisherigen Backdate-Projekten – zum Teil dank der Impulse und Aussagen eines gewissen Herrn Walter Röhrl – in das vierte Umbauvorhaben ein.

    Zweites Kapitel: Innovationen im Vorderwagen – und nicht nur dort. Der Karosserie-Konversion entspricht höchsten Ansprüchen und modernsten Fertigungsmethoden. 

    Eine geschlossene Abkastung im Vorderwagen, wozu braucht man die? Diese Bauweise hat etwas mit der Kühlleistung der Klimaanlage zu tun, die den heutigen Erwartungen an ein modernes Sportfahrzeug der Spitzenklasse entsprechen sollte. In Verbindung mit einem Klimakondensator und drei Elektrolüftern aus einem Neunelfer der heutigen Zeit konnte diese Zielsetzung erfüllt werden. Die Anströmung mit Frischluft erfolgt über einen Diffusor in der Frontlippe, die entweder aus Karbonfaser oder aus Glasfaser-verstärktem Kunststoff gefertigt wird. In Zukunft wird das Frontspoiler-Unterteil in einem Spezialwerkzeug maschinell gefertigt, um (Ersatz-)Teile in perfekter Passform herzustellen. So soll erreicht werden, dass im Falle eines Falles stets ein Neuteil am Lager verfügbar ist, das ohne weitere Anpassungsarbeiten an jedem Backdate-Kundenfahrzeug montiert werden kann. Zu dieser modernen Fertigungsmethode gehört ein entsprechender Fertigungsstandard bei beiden Stoßfängern. Dabei handelt es sich um umgearbeitete Serienteile, die an den Enden auf die breiteren Proportionen angepasst, sprich: umgearbeitet zu werden. Für die Seitenschweller-Verkleidungen gilt derselbe Grundsatz, auch hier werden Original-Komponenten in entsprechender Qualität nach unten hin verlängert, um ein geschlossenes Bild abzugeben.

    Drittes Kapitel: Das Tiefzieh-Verfahren kommt nicht nur in der Automobilindustrie zur Anwendung, um komplexe Karosserieteile zu fertigen, sondern auch im Triebwerk.

    Etwa 300 bis 400 Blechteile bilden zusammen die Karosserie eines PKW. Abhängig vom Anwendungsbereich werden sie auf verschiedene Art und Weise hergestellt, zum Beispiel im Tiefzieh-Verfahren. Das kommt zum Beispiel bei komplexeren Komponenten zum Einsatz und verhindert eine Blechdickenreduzierung. Insgesamt ist das Blechmaterial besser verfügt und somit auch besser geeignet, um einem zunächst schmalen Neunelfer zu breiteren vorderen Kotflügeln und hinteren Seitenwänden zu verhelfen. Die Proportionen des 911 S/T anno 1971/72 werden auf speziellen Werkzeugen erarbeitet, das Tiefzieh-Blech wird von Hand geformt – ein Beitrag zur Nachhaltigkeit, denn so bleibt alles länger in (Top-)Form. Bei der hinten rechts eingearbeiteten Ölklappe handelt es sich um ein Originalteil des Modelljahrgangs 1972, das auf besonderen Kundenwunsch hin eingesetzt worden ist. Die Komplettlackierung in „Achatgrau“-metallic M7S ist eine Reminiszenz an die heutige Macan-Baureihe und somit eine Transferleistung, sie passt gut zum gänzlich anders strukturieren Neunelfer im Retro-Look der frühen siebziger Jahre. Der Heckdeckel mit dem gefrästen Kühlluft-Gitter stellt eine Alternative zur Motorhaube mit „Entenbürzel“ dar – inzwischen ist diese Variante ebenfalls umgesetzt worden.

    Viertes Kapitel: Was verbirgt sich eigentlich unter dem Heckdeckel? Ein Triebwerk natürlich, revidiert und wie bei der Cup-Ausführung auf 265 PS diskret leistungsgesteigert.

    Zwischen 1.600 und 1.800 Arbeitsstunden müssen für einen Backdate-964er aus dem Triebwerk kalkuliert werden. Ein Teil dieses Zeitkontingents fließt in die Revision des Serienmotors mit Matching Numbers und dezenter Leistungsanhebung von 250 auf 265 PS. Das DTW-Motormanagement mit eigenem Steuergerät nebst spezieller Abgasanlage und sauberer Abstimmung auf dem hauseigenen Leistungsprüfstand waren die überschaubaren, gezielten Maßnahmen. Der Hubraum verblieb bei den serienmäßigen 3.6 Litern. Für gute Anschlüsse sorgt das ebenfalls revidierte Fünfgang-Schaltgetriebe des Typs G50 aus dem Serienumfang mit angepasster Übersetzung. So ist gewährleistet, dass der Hecktriebler stets am Gas hängt und die Fahrfreude vermittelt, für die er in Dienst gestellt worden ist. Dazu trägt naturgemäß das Bilstein-Sonderfahrwerk der Kennung „B16 PSS 10“ mit 10-facher Dual-Klick-Verstellung bei. Inzwischen steht hier eine Ausführung mit angepasster Dämpferrate sowie anderen Bumpstops zur Verfügung, die auf dem Vertikaldynamikprüfstand mit sieben Hydraulikstempeln bei Bilstein am Nürburgring erarbeitet worden ist. Zu guter Letzt ist auch die Dimensionierung der Sonderräder wesentlich für die Fahrdynamik. Im Winterbetrieb sind Fuchsfelgen mit Reifen in 225/45 ZR 17 vorn sowie 275/40 ZR 17 hinten das Maß aller Dinge. Im Sommer kommt eine neue, hauseigene Räder-Kreation im „Kleeblatt“-Design zum Einsatz: ein Nebeneffekt des in den abschließenden Monaten des Projekts No 4 zeitgleich realisierten DTW-Backdates Nummer fünf.

    Fünftes Kapitel: Warum wird eigentlich ein Windows-Tablet mitgeliefert? Die Antwort liegt in der verblüffenden Möglichkeit einer Fernwartung über einen WLAN-Hotspot.

    Zukunftsmusik in einem Neunelfer, der auch von innen aussieht wie eine Reise ins Hippie-Zeitalter? Anstelle des Mitteltunnels, der herausgeschnitten wird, ist ein neuer, durchgehend flacher Wagenboden eingeschweißt worden. Dieser wird im Triebwerk speziell gefertigt, ebenso die Handbremsmechanik. So kommt unweigerlich die Atmosphäre des guten, alten F-Modells auf. Dennoch ist das Kartenlesemodul mit Datenaufzeichnung der Werte, die vom Motorsteuergerät übermittelt werden, kein Widerspruch. So können Fehlfunktionen sogar per Fernwartung analysiert und gegebenenfalls gleich im Remote-Modus behoben werden. Dazu sind ein WLAN-Hotspot und ein Windows-Tablet vonnöten, das mitgeliefert wird. Akzente im Fahrgastraum setzen auch die vollelektrisch einstellbaren DTW-Vollschalensitze aus Glasfaser-verstärktem Kunststoff mit Splitter- sowie Brandschutz-Gutachten. Bezogen mit braunem Büffelleder im Rautenstepp, können sie über eine elektrische Entriegelung nach vorn geklappt werden, um zum Beispiel auf der Rücksitzbank das Reisegepäck platzieren zu können. Diese Entriegelung ist als Option auch ohne Batteriestrom möglich. Sitzflächen und Rückenlehnen sind getrennt beheizbar, um das Komfortangebot der auch in der Höhe verstellbaren Fauteuils abzurunden. Apple Car Play und ein Android-System sind weitere Features eines Sportfahrzeuges, dessen Detaillösungen oft genau den Aufwand eines Prototypenbaus erforderlich werden ließen. Letztlich diente dies alles dem Wohlbefinden des Kunden, der bei Nachtfahrt ebenso gut sehen wollte wie bei Tageslicht. Zugekaufte LED-Hauptscheinwerfer des geschätzten Marktbegleiters Roger Kaege brachten die verbesserte Lichtausbeute und den optischen Auftritt bestens in Einklang. 

    Sechstes Kapitel: Bremsen-Standard des 964 Carrera 4, Wiechers-Querabstützung zwischen den vorderen Federbeindomen und ein klares Fazit: Jedes Backdate-Projekt ist ein Fall für sich.

    Handgebaut, höchst individuell, ein kreativer Ausdruck des Menschen hinter dem Steuerrad: Jedes neue DTW-Backdate-Projekt aus dem Triebwerk wird von kundiger Hand gefertigt und nicht am Fließband. Das bleibt auch dann der Fall, wenn für immer mehr spezielle Komponenten die hohen Fertigungsstandards der Automobilindustrie gelten. Dasselbe trifft auf die Nummer fünf zu, die die Manufaktur in Schwelm am 19. November 2023 mit einem fernen Reiseziel verlassen hat. Für den Augenblick gilt aber die Losung: Ich bin Nummer vier. Oder, übersetzt: I am number four.

    Verantwortlich für den Inhalt: netzwerkeins GmbH, Carsten Krome

    Fotografie: zweimannbetrieb GmbH, Nils Mann

  • werk1® tech data | die technische dokumentation in allen relevanten einzelheiten

    Fahrzeugtyp: 1989er 911 Carrera 2 Coupé (Typ 964), DTW-Backdate No 4

    Modelljahr des Basisfahrzeugs: 1989 (K-Programm)

    Karosserie (Serienumfang bei Werksauslieferung): 2-türige, 2+2-sitzige, selbsttragende, geschlossene Coupé-Karosserie aus beidseitig feuerverzinktem Stahlblech in Leichtbauweise

    Karosseriebau (DTW Germany | Das Triebwerk): nach vollständiger Zerlegung schonende Entfernung des Original-Lacks in einem chemiefreien Hochdruck-Wasserstrahl-Verfahren; verbreiterte vordere Kotflügel und hintere Seitenwände sowie Seitenschweller-Verkleidungen aus Tiefzieh-Stahlblechen, von Hand ausgeformt; Ersatz des Original-Mitteltunnels im Wageninneren durch eine flachere, an das F-Modell der frühen siebziger Jahre angelehnte Ausführung mit daran angepasster Handbrems-Mechanik; Umrüstung von Front und Heck einschließlich des Front- und Heckträgers; angepasster und verbreiterter vorderer sowie hinterer Original-Stoßfänger (F-Modell) aus Stahlblech; Bugschürze mit neuem, zusätzlichem Frontspoiler-Unterteil; vergrößerte Motoröl- und Klimakühler in den Kühlluft-Einläufen der Bugschürze; neue, Motoröl- und Klimakühler-Abkastung im Vorderwagen; nachgerüstete, authentische Original-Ölklappe im Seitenteil hinten rechts; Heckdeckel mit gefrästem Kühlluft-Gitter; verchromte Außenspiegel-Gehäuse links und rechts, Türgriffe, Scheibenrahmen sowie Wischerarme

    Beleuchtung: Kaege-Hauptscheinwerfer-Satz in LED-Technologie mit Tagfahrlicht, dunkle Ausführung

    Farbaufbau (DTW Germany | Das Triebwerk): neue Komplett-Lackierung in „Achatgrau“-metallic M7S“ der heutigen Macan-Baureihe

    Motor (Werksauslieferung): luftgekühlter Sechszylinder-Boxer Typ M64/01; zwei Ventile pro Zylinder; eine Nockenwelle je Zylinderbank (ohc); Antrieb über Doppelkette; Trockensumpf-Schmierung mit separatem Ölbehälter; Motorsteuerung über DME (Motronic)

    Motoraufbau (DTW Germany | Das Triebwerk): Vollrevision unter Beibehaltung des Original-Nockenwellensatzes, der Original-Verdichtung sowie der Original-Sauganlage; neue DTW-Abgasanlage aus Edelstahl-Rohrmaterial mit Fächerkrümmersatz und Heizung; HJS-200-Zeller-Katalysatoren; Abstimmung auf dem Leistungsprüfstand

    Gemischaufbereitung (DTW Germany | Das Triebwerk): digitale, frei programmierbare Motorsteuerung (EMU Black) mit neuem DTW-Kabelbaum

    Motorleistung (Serienumfang bei Werksauslieferung): 250 PS bei 6.100 1/min

    Motorleistung (DTW Germany | Das Triebwerk): 195 kW (265 PS) bei 6.100 1/min

    maximales Drehmoment: 310 Nm bei 4.800 1/min

    Kraftübertragung: revidiertes, manuell geschaltetes Fünfgang-Getriebe Typ G50; länger übersetzter fünfter Gang (Motordrehzahl um 500 1/min herabgesetzt); Antrieb über Doppelgelenkwellen auf die Hinterräder

    Bremsanlage: Zweikreis-System mit achsweiser Aufteilung; Vierkolben-Aluminium-Festsättel (Carrera 4, vorn und hinten); innenbelüftete und gelochte Scheiben

    Radaufhängungen (vorn): einzeln an Leichtmetall-Querlenkern und Federbeinen in McPherson-Bauweise; individuell abgestimmte Bilstein-Gewinde-Stoßdämpfer „B16 PSS 10“ mit 10-facher Dual-Klick-Verstellung, angepasster Dämpferrate und Bumpstop-Elementen; Schraubenfedern vorn mit herabgesetzter Federrate; Stabilisator

    Radaufhängungen (hinten): einzeln an Leichtmetall-Schräglenkern und Federbeinen; individuell abgestimmte Bilstein-Gewinde-Stoßdämpfer „B16 PSS 10“ mit 10-facher Dual-Klick-Verstellung, angepasster Dämpferrate und Bumpstop-Elementen; Schraubenfedern; Stabilisator

    Räder (DTW Germany | Das Triebwerk): individuell gefertigte Leichtmetallfelgen im Kleeblatt-Design (8.5J x 17 Zoll vorn und 10.5J x 17 Zoll hinten)

    Reifen: Michelin „Pilot Sport“ (235/45-17 vorn und 285/40-17 hinten)

    Interieur: Kartenlesemodul inklusive Aufzeichnung der Daten, die vom Motorsteuergerät übermittelt werden (eventuelle Fehlfunktionen können per Fernwartung analysiert und im Remote-Modus behoben werden); WLAN-Hotspot; Windows-Tablet; vollelektrisch einstellbare Profilschalensitze aus Glasfaser-verstärktem Kunststoff mit externer Kopfstütze, Splitter- sowie Brandschutz-Gutachten, bezogen mit braunem Büffelleder, Sitzmittelbahnen im Rautenstepp; Sitze über eine elektrische Entriegelung nach vorn klappbar, um zum Beispiel auf der Rücksitzanlage eventuelles Reisegepäck platzieren zu können, Entriegelung als Option ohne Batteriestrom möglich, Sitzflächen und Rückenlehnen getrennt beheizbar; Apple Car Play; Android-System; nachgerüstete Klimaanlage; Dreispeichen-Airbag-Lenkrad mit schwarzem Lederbezug, angeschlossen an die erste vollelektrische Servolenkung in einem DTW-Backdate-964er; neue, aufklappbare Türfächer als Ersatz für den Entfall des Handschuhfachs; klassischer Teppichsatz in robuster Schlingenware

    Leergewicht (nach DIN 70 020; Serienumfang bei Werksauslieferung): 1.350 kg

    Leergewicht (DTW Germany | Das Triebwerk): 1.180 kg

    Gesamtaufwand: 1.800 Projektstunden